Verrechnungs­preise

Wesentliche Trends bei Verrechnungspreisprüfungen

Bei der Festlegung der Fremdvergleichspreise bei konzerninternen Transaktionen beziehen sich multinationale Unternehmen (“MNUs”) bei der Auslegung des Fremdvergleichsgrundsatzes auf die OECD-Verrechnungspreisrichtlinien (“OECD TPG”). Die OECD TPG sind in den letzten Jahren erheblich überarbeitet worden. Wir haben diese internationalen Verrechnungspreisentwicklungen in verschiedenen Publikationen analysiert. Weitere Informationen finden Sie in der untenstehenden Liste unserer Publikationen und auf unserer Website www.taxpartner.ch.

Die OECD TPG verlangen nun von den Steuerpflichtigen eine detailliertere Erläuterung ihres Verrechnungspreisansatzes. Durch den Zugang zu mehr Informationen sind die Steuerbehörden nun besser in der Lage, den Steuerzahler herauszufordern und eine andere Auffassung darüber zu haben, welchen Konzernunternehmen die Gewinne aus einer bestimmten konzerninternen Transaktion zuzurechnen sind und in welchen Ländern diese Gewinne daher zu versteuern sind. Es ist nicht überraschend, dass – als Folge dieser OECD-Entwicklungen – sowohl ausländische als auch Schweizer Steuerbehörden ihren Prüfungsfokus auf Verrechnungspreise verstärkt haben.

Was sind die wichtigsten Prüfungsthemen? Unsere Beobachtungen

  • Die Steuerbehörden betrachten nun den Wertschöpfungsprozess innerhalb eines MNUs detaillierter. Bei der Beurteilung, welche Konzerneinheit zur Wertschöpfung beiträgt, konzentrieren sie sich auf die Rolle der kritischen Entscheidungsträger, die für wichtige Geschäftsentscheidungen im Zusammenhang mit dieser bestimmten Transaktion verantwortlich sind.
  • MNUs (i) haben oft Managementteams, die über verschiedene Jurisdiktionen verteilt sind und regionale oder sogar globale GuV- oder Funktionsverantwortung haben, (ii) verfügen über hoch integrierte Betriebsmodelle, (iii) oder über eine Struktur von Auslandsniederlassungen. Sie stehen nun vor der schwierigen Aufgabe, ihre komplexen integrierten globalen Prozesse der Wertschöpfung und Entscheidungsfindung sowie die Verrechnungspreise zwischen den Konzerngesellschaften zu erklären.
  • Im Gegensatz dazu stellen sich bei MNUs mit Schweizer Handels- oder Prinzipalstruktur, die ein zentralisiertes Geschäftsmodell betreiben, die Steuerbehörden die Frage, ob die wesentlichen kritischen Entscheidungsträger tatsächlich in der Schweiz ansässig sind.
  • Vermögensverwaltungsgesellschaften, die Vermögensverwaltungstätigkeiten ausüben, sehen sich zunehmend Anfechtungen der Steuerbehörden ausgesetzt, die argumentieren, dass die Zuordnung von Erträgen zu Offshore-Einheiten nicht gerechtfertigt ist.
  • Diese Steuerzahler müssen bereit sein, (i) die wichtigsten Werttreiber zu skizzieren, (ii) die Entscheidungsträger zu identifizieren, die an der Verwaltung dieser werttreibenden Aktivitäten beteiligt sind, und (iii) anzugeben, von welchem Standort aus sie diese Aktivitäten durchführen.
  • Innerhalb eines MNUs spielen viele Konzerngesellschaften eine Rolle bei der Entwicklung, der Verbesserung, der Aufrechterhaltung, dem Schutz und der Nutzung (DEMPE) der wertvollen immateriellen Vermögenswerte des Konzerns (wie z. B. Patent, Prozess-Know-how, Marken und Handelsnamen). Wir stellen fest, dass die Steuerbehörden oft gegen lizenzgebührenpflichtige konzerninterne Lizenzen für die Nutzung eines geistigen Eigentums vorgehen. Der Steuerzahler muss bereit sein, detailliert darzulegen, welche DEMPE-Funktionen vom Lizenzgeber und Lizenznehmer ausgeübt werden und warum eine gebührenpflichtige konzerninterne Lizenz für die Nutzung dieses geistigen Eigentums gerechtfertigt ist. Darüber hinaus muss er eine solide wirtschaftliche Analyse vorlegen können, die die Preisgestaltung (Lizenzgebührensatz) dokumentiert.
  • MNUs passen ihre Betriebsmodelle regelmäßig an, z.B. bei der Einführung einer Online-Verkaufsplattform, um der steigenden Online-Nachfrage gerecht zu werden, oder bei der Implementierung einer globalen ERP-Plattform, die es MNUs ermöglicht, Prozesse zu automatisieren, was zu Änderungen in der Art und Weise führt, wie Geschäftsprozesse verwaltet werden können. Bei Steuerprüfungen konzentrieren sich die Steuerbehörden auf diese Geschäftsumstrukturierungen, da sie zu einer Verlagerung von steuerpflichtigen Gewinnen führen können.

Unser Fazit

  • Die Kenntnis der wichtigsten Trends bei Verrechnungspreisprüfungen ermöglicht es Steuerpflichtigen, mögliche Risikobereiche bei Verrechnungspreisen zu antizipieren und Strategien zur Risikominderung zu entwickeln. In erster Linie bei der Entwicklung eines Verrechnungspreisansatzes und in zweiter Linie bei der Erstellung einer OECD-konformen Verrechnungspreisdokumentation als erste Verteidigungslinie der implementierten Verrechnungspreispolitik.
  • Fragen in Steuerprüfungen übersteigen oft den Auskunftsumfang der Verrechnungspreisdokumentation. Daher wird MNUs empfohlen, ihre Verteidigung bei Steuerprüfungen sorgfältig vorzubereiten, um bereit zu sein, ihr Geschäftsmodell im Zusammenhang mit den geprüften konzerninternen Transaktionen klar und konsistent zu erklären.

Publikationen (die meisten nur in Englisch verfügbar)

  1. Transfer Pricing Switzerland – Trends and Developments
    Prof Dr René Matteotti and Hendrik Blankenstein analyse the current transfer pricing trends and developments in Switzerland in the recently published Transfer Pricing 2021 by Chambers and Partners
    Link online: https://taxpartner.ch/app/uploads/2021/05/Blankenstein-Matteotti-Trends-and-Developments-Switzerland-Transfer-Pricing-2021-Global-Practice-Guide-1st-Edition.pdf
  2. Transfer Pricing Switzerland – Law and Practice
    Prof Dr René Matteotti, Hendrik Blankenstein, Monika Bieri and Christian Horni outline the transfer pricing law and practice in Switzerland in the recently published Transfer Pricing 2021 Practice Guide by Chambers and Partners.
    Link online: https://taxpartner.ch/app/uploads/2021/05/Blankenstein-Matteotti-Bieri-Horni-Law-and-Practice-Switzerland-Transfer-Pricing-2021-Global-Practice-Guide-1st-Edition.pdf
  3. Considering TP implications beyond the pandemic
    Hendrik Blankenstein and Caterina Colling-Russo evaluate the transfer pricing challenges that the COVID-19 pandemic has brought for multinational enterprises.
    Link online: https://taxpartner.ch/app/uploads/2021/03/Blankenstein-Colling-Russo_Considering-TP-implications-beyond-the-pandemic_ITR-Transfer-Pricing-Focus.pdf
  4. Strengthening legal certainty and transparency in the mutual agreement procedure in Switzerland
    Prof Dr René Matteotti and Monika Bieri illuminate the draft law of the Federal Act on the Implementation of International Tax Agreements which attempts to regulate the domestic procedural issues regarding MAPs.
    Link online: Matteotti_Bieri_Strengthening-legal-certainty-and-transparency-in-the-mutual-agreement-procedure-in-Switzerland_2021-Tax-Controversy-Leaders-Guide-1.pdf (taxpartner.ch)
  5. Locating intangibles in a post-reform Switzerland: Tax incentives and transfer pricing consistency
    Switzerland’s much-anticipated tax reform introduces a number of measures which will ensure that it remains an attractive location for innovative businesses. Hendrik Blankenstein, Caterina Colling-Russo and Oliver Jäggi examine the pull of these new tax incentives also from a transfer pricing perspective.
    Link online: https://taxpartner.ch/app/uploads/2020/05/Blankenstein_Colling-Russo_Jaeggi_Locating-intangibles-in-a-post-reform-Switzerland1.pdf
  6. OECD’s guidance on financial transactions: Evaluating intercompany loans in Switzerland
    Hendrik Blankenstein, Caterina Colling-Russo and Tom Lawson discuss how the OECD’s new guidance on financial transactions will impact the characterization and pricing of intercompany loans for multinational enterprises in Switzerland.
    Link online: https://taxpartner.ch/app/uploads/2020/05/Blankenstein_Colling-Russo_Lawson_Evaluating-inter-company-loans-in-Switzerland1.pdf
  7. OECD Verrechnungspreisleitlinien zu Finanztransaktionen
    Stephan Pfenninger und Hendrik Blankenstein diskutieren die jüngst publizierten OECD-Verrechnungspreisleitlinien zu Finanztransaktionen und würdigen deren transferpreisrechtlichen Auswirkungen auf Aktionärsdarlehen in Immobilienstrukturen mit Anlagen in der Schweiz. Die OECD-Leitlinien behandeln die Transferpreisaspekte verschiedener gruppeninterner Finanztransaktionen wie Darlehen, Garantien, Cash Pooling, Hedging und Captive-Gesellschaften. Die OECD hat nun detaillierte und sowohl für Steuerpflichtige wie auch für Steuerbehörden hilfreiche Ausführungen für die Analyse von Aktionärsdarlehen und die Bestimmung marktüblicher Zinssätze veröffentlicht.
    Link online: https://taxpartner.ch/oecd-verrechnungspreisleitlinien-zu-finanztransaktionen/
  8. Swiss tax audits pivot to intellectual property
    As Switzerland passes wide-scale tax reform, local tax authorities are increasingly focusing on intangibles and intellectual property (IP) audits as part of a two-pronged approach in tackling tax evasion. Caterina Colling-Russo and Prof Dr René Matteotti discuss the focus.
    Link online: https://taxpartner.ch/app/uploads/2020/05/Matteotti_Colling-Russo_Swiss-tax-audits-pivot-to-IP_ITR_March-2019.pdf
  9. Intangibles in a post-BEPS world
    The framework for analysing intercompany transactions involving intangibles is examined by Hendrik Blankenstein and Caterina Colling-Russo.
    Link online: https://taxpartner.ch/app/uploads/2020/05/1_new_intangibles_in_a_post_beps_world1.pdf

Tax Partner AG
Zürich, 31. Mai 2021

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